Portugalistik
ist erst seit einigen Jahren als Fachbezeichnung für die Portugal-Studien üblich geworden. Während man früher mit dem Sammelbegriff der Lusitanistik alle Studien zur portugiesischen Sprache und den Kulturen der portugiesischsprachigen Länder zusammenfaßte, hat diese sich in den vergangenen zwanzig Jahren weiter ausdifferenziert und umfaßt nun Afrolusitanistik, Brasilianistik, Portugalistik, Galicistik und Kreolistik.
Portugal ist ein kleines Land mit einer großen Vergangenheit und einer weltweit beachteten Literatur. Bekanntester portugiesischer Schriftsteller ist vermutlich José Saramago, der mit dem Nobelpreis für Literatur
ausgezeichnet wurde. Die Entdeckung neuer Seerouten und Länder im 15. Jahrhundert ist wesentliches Verdienst der Portugiesen, welche u. a. die gesamte Westküste Afrikas erkundeten, Brasilien entdeckten und um das Kap
der Guten Hoffnung herum den Seeweg nach Indien, China und Japan erschlossen. 1998 zählte Portugal 9.935.000 Einwohner, hinzu kommen viele Exilportugiesen in Europa und Übersee, die vor allem in Frankreich und den
Beneluxstaaten, aber auch in Deutschland wohnen und arbeiten. Obgleich die Einwohner Portugals nur knapp ein Zwanzigstel der weltweiten Sprecher des Portugiesischen ausmachen, ist der Reichtum der portugiesischen
Literatur so groß, daß Portugal schon scherzhaft, aber durchaus mit ernstem Unterton als «kulturelle Supermacht der Lusophonie» bezeichnet wurde. Portugal ist Mitglied der Europäischen Union und Gründungsmitglied der
NATO. Aus der relativ friedlichen Revolution von 1974 ist eine stabile Demokratie mit einem sogenannten semipräsidentiellen Regierungssystem hervorgegangen. Da die Weltsprache Portugiesisch mit ca. 200
Millionen muttersprachlichen Sprechern
an deutschen Schulen bisher nur sehr selten als zweite oder dritte Fremdsprache angeboten wird, müssen bisher viele deutsche Firmen ihre Mitarbeiter, die sie nach Portugal und Brasilien schicken, direkt in einem der Länder schulen lassen. Es ist daher ein Anliegen der Portugalistik wie der gesamten Lusitanistik, nicht nur die wissenschaftliche Beschäftigung mit brasilianischer Sprache und Kultur im deutschen Sprachraum zu fördern, sondern auch die Situation des Portugiesischunterrichts im deutschen Sprachraum zu verbessern und die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, daß Portugiesisch nach dem Spanischen die zweitgrößte romanische Weltsprache ist, die mehr als dreimal so viele muttersprachliche Sprecher wie beispielsweise das Französische aufweist.
Weitere Seiten im Internet: http://www.lusitanistik.de/ http://www.lateinamerikanistik.de/ http://www.romanistik.com/ Besuchen Sie auch die Seiten des Deutschen Lusitanistenverbandes: http://www.lusitanistenverband.de/
Mit Lusorama - Zeitschrift für Lusitanistik steht der Lusitanistik im deutschsprachigen Raum auch eine eigene Fachzeitschrift zur Verfügung: http://www.lusorama.de/
Eine sehr nützliche Liste hat Dr. Wolf Lustig (Universität Mainz) zusammengestellt: http://www.romanistik.uni-mainz.de/ifr/Lusitanistik_ifr.htm
Ein nützliches, aktuelles Nachschlagewerk ist «Portugal heute: Politik - Wirtschaft - Kultur», herausgegeben von Dietrich Briesemeister und Axel Schönberger, Frankfurt am Main: Vervuert, 1997, 940 S.
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